In den Funknetzen 109 und 110 kam die Luftlage für den Nord- bzw. Südraum der DDR von der GSSD (Wünsdorf) zum ZGS LSK/LV und den GS der LVD'n. Da gings bei uns dann genau anders herum. Der Funker schrieb, der Ableser sprach es zum Planzeichner und der malte es in Spiegelschrift auf die Karte.
Bedeutet, wir erhielten von den "Freunden" die Luftlagemeldung zu unserem Luftraum. Zu dem wir ja selbst Daten erstellten.
Absender dieser Luftlagemeldungen waren die Gefechtsstände der 40.FuTBr und 45. FuTBr der GSSD.
109 und 110 waren mit die wichtigsten Luftlagemeldungen. Zumal man sicher sein konnte, bei Besonderheiten in der LL auf gemeinsame Daten zurückgreifen konnte. Die GSSD kam sogar oftmals unseren besonderen Wünschen nach Frequenzwechseln nach, wenn der Empfang gestört war. Ich erinnere mich noch, dass über die 109 oder 110 mal das Signal zum Ende einer größeren Übung kam. Wir waren schon ein paar Tage im ZWGS Füwe und da kam der Empfangsfunker zu mir und brachte auf einem Zettel ein paar hingekritzelte Buchstaben. Umgesetzt auf das kyrillische ergab das das Signal "Вечерний звон" (Abendglocken). Das wurde gleich dem Führungssaal übermittelt und löste nicht minder Freude dort aus, mit dem Hinweis, dem Empfangsfunker den Dank auszusprechen. Mit Recht. Die Jungs waren so auf Zahlen getrimmt, dass es schon ein Wunder war, dass sie überhaupt die Buchstaben mitbekommen haben. Aber das XXX vorher als Signalankündigung hatte sie wohl stutzig werden lassen ...
Kabel schrieb dazu: Ja - Tempo 130 - 150 war keine Seltenheit. Die Jungs waren aber auch drauf trainiert. Sie wußten, wie eine Koordinate aufgebaut sein mußte und haben zur Not auch schon mal ein bischen nachgeholfen. So hatten wir unsere liebe Not, den Jungs ihre selbstgezeichneten LL-Karten mit den K1 - K3 regelmäßig abzuknöpfen. Erstens weil es Verstoß gegen die Geheimhaltung war und zweitens haben die bei Hörverlust ganz schnell mal die Maschinen der US-Airforce und Andere in schöpferischer Heimarbeit auf den Korridoren weiterfliegen lassen. Manchmal drehten die Kameraden der anderen Feldpostnummer ihre Morsezeichengeber in der Geschwindigkeit dermaßen hoch, daß kein normaler Mensch das mehr auswerten konnte. Häufig reichte auch ein Anruf in Wünsdorf, um dem Spuk ein Ende zu machen ...
Wie- ihr habt bei den Russen in Wünsdorf an gerufen ? Verstehe ich das richtig ? Wer hatte dort angerufen- euer General ? Gäbe Verwirrung. Denn nach " offizieller West-Forscher- Lesart - gab es diese Kontakte nur auf allerhöchster Ebene.
Kabel antwortet: Alles Spinner. Als Dh. Funk ( ich zuletzt im Diengrad Stabsfeldwebel) - sei es im GS-31 oder im ZGS (alt) haben wir nicht nur bei Frequenzproblemen u.ä. den direkten Kontakt gepflegt, sondern hatten auch nach dem 24 h Dienst von dort die gesendete Anzahl der Koordinaten abzufragen. Daraus ergab sich dann - ins Verhältnis zu unseren empfangenen Daten gesetzt - unsere Einschätzung. Dazu muß man sagen, daß die Jungs oftmals Pi mal Daumen mal Fensterkreuz mitteilten und wir dann auf 50 % empfangener Daten sitzen blieben. Ebenso wurde in Prag und Warschau abgefragt ... Lief alles zu 90 % reibúngslos und kameradschaftlich ab. Nur gelegentlich war einer auf der anderen Seite, der vermutlich zuviel und zu oft Kriegsfilme gesehen hatte ...
In 109 und 110 sendeten 40. FuTBr bzw. 45. FuTBr die Koordinaten für Südraum und Nordraum der DDR für ZGS LSK/LV in Wünsdorf, ZGS LSK/LV in Eggersdorf/Fürstenwalde und für die Jagdfliegerkorps der GSSD dowie den Fla-Raketen-Brigaden der Luftverteidigung (GSSD).
Kabel schrieb dazu: Im Prinzip sendeten Merseburg und Wittstock nur für ihre eignen Kräfte. Aber sowohl der GS31 (FN 110) wie der GS-33 (FN 109) und der ZGS-14 (109 und 110) waren Mitnutzer. Es war neben der eigenen Luftaufklärung die wichtigste Luftlageinformation für die LSK/LV. Im g.G. waren die Wünsdorfer recht kooperativ, wenn es darum ging, die Funkauswertung bei uns zu gewährleisten.Ich glaube direkt mit Merseburg oder Wittstock hatten wir damals keinen Kontakt, sodass alle unsere Wünsche über unseren Draht nach Wünsdorf gingen.
Wobei ich ergänzen möchte, dort in Wünsdorf anrufen konnten wir über reine Vermittlungsleitung (offen), aber auch über SAS. Im Gegensatz zu NVA war SAS bei CA und damit auch GSSD ein überaus allgemeines und verbreitetes Medium der Kommunikation. Und das Seltsame dabei: Obwohl im Buch " Hüter des Luftraumes..." der (angebliche) Mangel einer fehlenden SAS-Verbindung vom ZGS LSK/LV NVA nach Wünsdorf aufgeführt ist.... wir doch über SAS mit Wünsdorf und dem DH Nachrichten telefoniert haben. Soviel zum Wahrheitsgehalt dieses Buches.
Auch steht immer wieder geschrieben, NVA und GSSD hätten keinen Austausch der Luftlagedaten und keine gegenseitige Benachrichtigung. Alles Nonsens. Schon die Funknetze zeigen das Austausch und Benachrichtigung vorhanden waren. Sie erfolgten nur in einem anderen Regime wie es sich so manch ein "Forscher" vorstellt.
FuN 424 = Führung der FuTB durch AIZ GS-31 ( sicher in A3J ?) FuN 430 = Luftlage 1. LVD vom AIZ für Alle im Netz FuN 431 = Reserve für FuN 430 FuN 440 = Meldung Luftlage durch FuTB-31 FuN 450 = Meldung Luftlage durch FuTB-41 FuN 460 = Meldung Luftlage durch FuTB-51 FuN 470 = Meldung Luftlage durch FuTB-61