Luftwaffe in Verantwortung Die sicherheitspolitische Lage in Europa erfordert reaktionsschnelle und moderne Streitkräfte, schreibt der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, in einem Gastbeitrag, der in der April-Ausgabe unseres Verbandsmagazins "Die Bundeswehr" erschienen ist. Aktuell erleben wir einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg mitten in Europa – eine Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents. In Gedanken sind wir bei den Menschen in der Ukraine und trauern mit den Familien um die vielen Opfer. Zugleich bewundern wir den Mut und die Tapferkeit des ukrainischen Volkes im Kampf für Freiheit, Unabhängigkeit und Demokratie. Die sicherheitspolitische Lage in Europa erfordert reaktionsschnelle und moderne Streitkräfte. Als es nur einige Stunden nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine darum ging, mit zusätzlichen „Eurofightern“ in Rumänien zu landen, haben wir unsere Flexibilität und Reaktionsfähigkeit unter Beweis gestellt und tun dies auch heute. Seite an Seite sichern wir mit unseren rumänischen und italienischen NATO-Partnern die Südostflanke des Bündnisses, patrouillieren mit „Eurofightern“ den NATO-Luftraum über Polen, überwachen mit unseren Radaranlagen die Sperrung des deutschen Luftraums für russische Flugzeuge, klären mit unseren ECR-„Tornados“ über der Ostsee auf und betanken zudem mit unseren A400M sowie A330 der MMU/Eindhoven alliierte Kampfflugzeuge. Auch unsere bodengebundenen Luftverteidigungskräfte leisten einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit des Bündnisses an der NATO-Ostflanke. Die Luftwaffe übernimmt Verantwortung, wo immer wir gebraucht werden, und es hat sich ausgezahlt, dass wir bereits in den letzten Jahren den Fokus auf die Verbesserung der materiellen Einsatzbereitschaft gelegt haben. Die Verfügbarkeit unserer „Eurofighter“ konnten wir von circa 40 Prozent noch vor wenigen Jahren bis heute mehr als verdoppeln. Es gilt das Versprechen, dass wir auch weiterhin die Sicherheit des deutschen Luftraums verlässlich schützen, unseren Auftrag gemeinsam mit unseren Partnern erfüllen und unser Engagement für eine verbesserte Einsatzbereitschaft fortsetzen. Die angekündigten Mehrausgaben für die Bundeswehr nehmen uns in besonderer Weise in die Pflicht.
Einsatzbereitschaft und Modernisierung Luftwaffe Glaubwürdige Abschreckung ist die Basis unserer Sicherheit. Gerade deshalb ist die Entscheidung für die F-35 folgerichtig. Die F-35 ist das modernste, leistungsstärkste Kampfflugzeug weltweit, erprobt und durchsetzungsfähig, zertifiziert und verfügbar und besticht durch geringe Signatur, modernste Sensorik und hohe Vernetzung. Mit der Entscheidung für den marktverfügbaren und erprobten 5th Generation Fighter werden wir die Modernisierung unserer Luftwaffe noch schneller und konsequenter umsetzen. Heute ist die Geschlossenheit im Bündnis unser höchstes Gut. Zusammen mit den anderen F-35-Nationen in Europa und im Bündnis werden wir daher noch enger zusammenarbeiten : in Ausbildung, Logistik und Einsatz. Gemeinsame Waffensysteme sind die beste Grundlage für Interoperabilität und einer engen Kooperation. Neben der Einführung der F-35 werden wir gemeinsam mit der Industrie unseren „Eurofighter“ für den Elektronischen Kampf befähigen. Durch das Nutzungsende unseres „Tornados“ werden wir noch in diesem Jahrzehnt neue, wichtige Fähigkeiten entwickeln müssen. Daher gilt es, mit der Befähigung des „Eurofighters“ zum Elektronischen Kampf eine auf unseren konkreten Bedarf zugeschnittene und rechtzeitig zur Verfügung stehende Lösung zu schaffen. Neueste Technologie ist notwendig, um in aktuellen wie zukünftigen Szenarien zu bestehen. Neben dem Ersatz unserer „Tornado“-Flotte sind die Schwerpunkte mit dem Schweren Transporthubschrauber, dem Nah- und Nächstbereichsschutz (NNbS), der Territorialen Flugkörperabwehr sowie dem gemeinsam mit Frankreich und Spanien zu entwickelnden „Next Generation Weapon System“ klar benannt und rasche Entscheidungen und Weichenstellungen angekündigt.