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Dieses Thema hat 21 Antworten
und wurde 385 mal aufgerufen
 Struktur des Kdo LSK/LV
Seiten 1 | 2
Horschte Offline




Beiträge: 55
Punkte: 123

11.09.2016 23:14
Die LSK und Able Archer 1983 Antworten

Ich komme hier mal mit einem Eingangsbeitrag aus dem besagten Flugzeugforum.
Ist irgendwie Interessant, wenn ein User bei uns bestimmte Themen aufgreift und dies dann zur "Vervollständigung des Verständnisses" mit anderen Usern erörtern will.
Nur eins verstehe ich nicht, wenn er hier im Forum liest- warum stellt er die Frage nicht hier ?
Denn die Flugzeugführer im Flugzeugforum kennen nur die Übungsmaßnahmen der NVA oder LSK/LV und kennen in der Regel den Hintergrund der Maßnahmen nicht.
Das die Thematik hier aus dem Forum kommt sehe ich an die Spezi JBG-37, da das Geschwader dazu eine Erwähnung fand.
Na mal schaun was dort kommt

Zitat
Die LSK und Able Archer 1983

Hallo FF-Freunde,
Wie ich verstehe hat NATO Übung "Able Archer" im November 1983 in Moskau zu akuten Gedanken geführt das ein NATO Angriff bevorstehe. Es wurden anscheinend Geschwader des Warchauer Vertrags in Höhere Gefechtsbereitschaft gestellt. Wisst Ihr vielleicht welche Geschwader dies waren, waren es nur Jagdfliegergeschwader zum Abfangen der angeblich angreifende NATO Flugzeuge oder auch das JBG-37 für den Vorwärtsverteidigung?
Viele Grüsse aus Holland
Martin

Funkorter Offline




Beiträge: 127
Punkte: 215

11.09.2016 23:19
#2 RE: Die LSK und Able Archer 1983 Antworten

So richtig will heutzutage ja keiner aus dem höheren Stab plaudern was wirklich lief.

Ich werde ihm hier mal aus meiner Sicht die Sachlage zum JBG-37 erörtern.
Für das JBG-37 Besatzungen standen die Einsätze einzig in Zusammenhang der Maßnahmen wie "Sojus-83".
Eine Verbindung zu "Able Archer" war nur im FO FMTFK bekannt. Bedeutet, ein bestimmter Personenkreis des vorgesetzten Stabes hatte dafür Sorge zu tragen, das bestimmte Teile des FOFMTFK durch Maßnahmen gedeckt in Höhere Stufen der Gefechtsbereitschaft gehalten wurden.

Durch den OK der GSSD waren seine Truppen in Frontstruktur überführt worden. Bedeutet noch nicht zwangsläufig die frühzeitige Unterstellung der NVA Einheiten.
Für das JBG-37 war bis dahin lediglich in einem GVS-Befehl das Prozedere der gedeckten Bestückung mit A-Waffen über in diesem Befehl benannte 2 Feldflugplätze der GSSD festgelegt worden.
Die Waffenbestückung ist aus Ostpolen durch die Nordgruppe eingeflogen worden, da die Öffnung der Sonderwaffenlager in der DDR nicht unbemerkt geblieben wäre,

Noch als Hinweis: die DDR war bestrebt, diese "Kriegsgefahr" den sowjetischen Entscheidungsträgern auszureden. Da das MfS durch ihren Superspion im NATO HQ einschätzen konnte: da passiert nichts. Daher in NVA auch keine Übereaktion wie in Moskau.

Tomash ( gelöscht )
Beiträge:

11.09.2016 23:21
#3 RE: Die LSK und Able Archer 1983 Antworten

So ist das halt im Leben. Da sollten auch mal andere Meinungen eingeholt werden. Tun wir doch auch.
Komisch das dieser Martin die Lotschiks befragt, die eh nicht genau wussten warum sie in der Einen oder Anderen Übung steckten.

Ostwind Offline




Beiträge: 51
Punkte: 71

11.09.2016 23:22
#4 RE: Die LSK und Able Archer 1983 Antworten

Es ist ja bekannt, daß Sowjetarmee und PVA in höhere Gefechtsbereitschaft versetzt wurden. Auch die atomare Ausstattung ist in westlichen Geheimdienstberichten enthalten.
Warum sollte der Oberkommandierende dann die NVA aussparen ?
Wie üblich werden die Manöverserien der NVA auch dazu gedient haben, eine gedeckte Erhöhung der Gefechtsbereitschaft vorzunehmen.
Hier ein Bericht zum JG-8.

Zitat
Das Diensthabende System (DHS) der Jagdfliegerkräfte des JG8, welches normalerweise mit 2 Einsatz- und einer Reservemaschine gestellt worden ist, wurde für alle unerwartet plötzlich ein eine Kette (also 4 Maschinen) plus 2 Reservemaschinen aufgestockt. Damit gingen einige Veränderungen einher, die total unerwartet und kurzfristig geplant werden mußten, so unter anderem, daß sich zusätzliches Personal im DHS-Gebäude einquartieren mußte (welches vorerst nicht dafür ausgelegt war) und die Maschinen ständig von 2 Personen (üblicherweise eine Person) bewacht wurden. Diese ser ungewöhnliche Situation hielt wohl (und da versagt meine Erinnerung ein wenig) mindestens einen Tag an, danach wurden die Kräfte wieder auf das übliche Paar mit einer Reserve reduziert.

Sargus Offline



Beiträge: 13
Punkte: 17

11.09.2016 23:23
#5 RE: Die LSK und Able Archer 1983 Antworten

Bei uns war 1983 die VP-Nachrichtenbereitschaft ab Juni in B1 und ein Vorkommando in der Führungsstelle im Bunker . Lief bis etwa September.

Kurier Offline



Beiträge: 28
Punkte: 40

11.09.2016 23:25
#6 RE: Die LSK und Able Archer 1983 Antworten

Schon seltsames Gefühl im Nachgang. Wenn wir 83 so knapp an einer militärischen Auseinandersetzung standen.

Carlos Contreras Offline



Beiträge: 21
Punkte: 25

11.09.2016 23:26
#7 RE: Die LSK und Able Archer 1983 Antworten

Wir haben hier festgestellt, dass verschiedene Teile der LSK/LV gedeckt in höhere Stufen der Gefechtsbereitschaft überführt wurden, Am Beispiel JBG-37 sehen wir das Teile unserer Angriffsfliegerkräfte Vorbereitungen für gedeckte Verlegungen und Bewaffnung trafen. Nicht um den Westen heimlich zu überfallen, sondern um den möglichen Angriff der NATO voll begegnen zu können.

Wir finden in unseren Unterlagen aber auch zusätzliche Entfaltungen der Kräfte der Luftverteidigung.
So wurden durchweg alle sonst nicht besetzten FuTP (7xx) zur besseren Sicherung des Funkmeßunterfeldes besetzt und verstärkt.
Wir finden zusätzliche Entfaltungen von Strukturen und Nachrichtenmittel der LVD, die in der ständigen GB nicht benötigt werden.
Wie die Entfaltung der Flugsicherungsmittel des Flugplatzes Roitschjora durch NB-31 für die Aufnahme von Kräften des JG-1. Die LVDs arbeiten also bereits an der Vorbereitung der Gedeckten Verlegung ihrer JG in die Bereitschaftsräume und damit zu einer Auflösung der Ansammlungen von Flugzeugen auf den Plätzen der ständigen Basierung-
Wir fanden Einrichtungen von Jägerleitstellen der (Bsp) 1. LVD in der 1. Reihe. So kam eine Jägerleitstelle des GS-31 am Ort FuTK Wusterwitz zur Entfaltung, die nicht über das stationäre Richtfunknetz versorgt wurde sondern durch Entfaltung von Feldmitteln (RT 415/417) von Cabel über Brück nach Wusterwitz.
Hier zeigt sich, die Entfaltung von Elementen des Verteidigungszustandes hatte begonnen.

Wir finden Aufzeichnungen über Verstärkung der Truppen der CA in der DDR durch Heranführung von Truppen der (künftigen) 2. Westfront und anderer Verstärkungskräfte.
So war unter anderem eine 5. GardePanzerdivision aus der SU komplett in die DDR verlegt worden. Diente zur Ergänzung der 20. Gardearmee und war in Feldstellungen/Bereitschaftsräume untergebracht.
Wir finden Hinweise zur Heranführung von Marineinfantriekräften der CA in den Norden der DDR und deren Entfaltung im Bezirk Rostock. Damit sollte der erwarteten Anladung von US-Ledernacken an der Ostseeküste begegnet werden.
Anmerkung: Auch in anderen Foren/Webs zu lesen: Im Krieg wird Anladung von US-Marineinfantrie an der Ostseeküste (u.a. Raum Rostock) erwartet- zu deren Abwehr die 5. NVA Armee und insbesondere das MSR in Rostock vorgesehen waren. = Ein Lacher. Weil kein Gegner für Ledernacken.


Mein Beitrag ist nun etwas umfangreicher. Damit soll eine etwas umfänglichere Darstellung der Vorgänge von 1983 erfolgen.

Aus der Sammlung von Informationen zu 1983 kommt dann mehr und mehr zum Vorschein: Die NATO und insbesondere die USA spielte voll ihre Angriffsplanung in der Praxis aus.
Wir sind inzwischen bei der These: Able Archer war keine Übung- sondern das "gedeckte" hochfahren der Angriffsvorbereitungen bis zum Punkt X ( roter Startknopf) und diese ganze Scheiße ging nicht los, weil die UdSSR adäquat reagierte durch Heranführung der Truppen 2. Westfront ( selbst Legnica und Falkenhagen waren bereits besetzt ).
Wir sind der Überzeugung, dass wir 1983 dichter an einem Krieg standen wie zur Kuba-Krise oder CSSR 1968.

Die andere Seite war, die SU hatte Polen ziehen lassen mit ihrer Solidarnosc.

Bruno Bauer ( gelöscht )
Beiträge:

11.09.2016 23:28
#8 RE: Die LSK und Able Archer 1983 Antworten

Informationen zu Able Archer 83: http://de.wikipedia.org/wiki/Able_Archer_83

Bewertungsproblem war: Die bei Reforger von Übersee verlegten Truppen standen immer noch kurz vor der DDR Grenze.
Alles deutete auf einen bevorstehenden Angriff der NATO hin.
Das in SU "Erinnerungsprobleme " gibt.
Sie wollen nicht ihren E-Fall Plan offenbaren , der in Teilen ausgelöst war und immer noch stengster Geheimhaltung unterliegt.

Klaus-Peter Offline




Beiträge: 79
Punkte: 111

11.09.2016 23:30
#9 RE: Die LSK und Able Archer 1983 Antworten
Berliner Bär Offline




Beiträge: 53
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11.09.2016 23:31
#10 RE: Die LSK und Able Archer 1983 Antworten

Ausgehend von der Gesamtlage ist dann aber auch der Abschuß der KAL über Sachalin verständlich und nachvollziehbar.
Auf alle Fälle waren dann die Fronten geklärt und die USA unterlies jeden weiteren Überflug von Teilen der UdSSR.

Stammgast Offline



Beiträge: 360
Punkte: 556

11.09.2016 23:32
#11 RE: Die LSK und Able Archer 1983 Antworten

Die erhöhte Alarmbeeitschaft der GSSD ist doch bemerkt worden.
Unser Kommandeur sagte zwar " Das gehr uns nichts an "- bereitete aber den Führungsraum mit den VS-Lagekarten vor und setzte enen DH Kommandeur zum 24h Verbleib in der Dienststelle ein.
Bereitschaftkräfte waren aufgestockt zur Besetzung StNZ Ranzig und weitestgehend Urlaubssperre.

pinkpanter Offline




Beiträge: 84
Punkte: 124

11.09.2016 23:34
#12 RE: Die LSK und Able Archer 1983 Antworten

Ich verstehe nicht, dass gerade jene Alleswisser die sich sonst immer gerne auf westliche Geheimdienste und MVM berufen gerade zur Spannungsperiode 1983 seltsame Ansichten vertreten. Nichts wissen und noch mehr selbst ersinnen.
Das sei hier mit bestimmten Kollegen so gewesen als auch in anderen Foren.
Dabei haben MVM für den 08. November 1983 voll Atomar bestückte Jagdbomber der Sowjetarmee in der DDR und Polen festgestellt, Samt der Bewaffnung der Maschinen in der Nacht vom 7. zum 8. November.

Dazu gibt es Videosequenzen zur Ausfahrt der Maschinen aus den Scheltern (GDF) in denen sie sonst stehen.
Dabei fiel mir ein die Diskussion zu Merseburg ein und eine Frage: wo und wieviel dieser "DHS" A-Jagdbomber so bereit stünden.
Komisch das die sonst angeblich so Allwissenden MVM diese wichtigen Aspekte nicht auf dem Schirm hatten...

Manfred Offline




Beiträge: 53
Punkte: 85

11.09.2016 23:35
#13 RE: Die LSK und Able Archer 1983 Antworten

Quelle: Neues Deutschland vom Wochenende 16./17. März 2013


Zitat: "Dossiers in militärischer Mission - Geöffnete Panzerschränke: Was Geheimakten über die Auseinandersetzung zwischen Ost und West aussagen


Diese 307-seitige Schrift ist von ziemlich unhandlichem Format: 12,5 Zentimeter dick, wiegt 16,5 Kilogramm, misst reichlich 60 Zentimeter im Quadrat. Und ist rot. Was sonst. Sie wurde vor 33 Jahren vom Hauptstab der Nationalen Volksarmee der DDR erstellt und hernach in die Tiefen der Panzerschränke versenkt. Bis in unsere Tage wird die Studie als hochkarätig geheim behandelt. Ein Exemplar lagert unter der Signatur BArch DHV 7/44958 im Militärressort des Bundesarchivs. Das Dossier nennt sich »Militärgeografisches Auskunftsdokument über den Westlichen Kriegsschauplatz« und beinhaltet eine Fülle einstmals sensibler Daten über die Bundeswehr, deren Verbündete, Strukturen und Potenziale in Europa. Insgesamt 50 komplette Ausfertigungen befanden sich in den höchsten Führungsebenen zwischen Berlin/Strausberg, Moskau, Prag und Warschau.
Ein wichtiges Arbeitsmittel nannte der damalige Chef des NVA-Hauptstabes, Generaloberst Fritz Streletz, das in Deutsch und Russisch formulierte Papier in einer Vorbemerkung. Und verwies auf ein verstärktes Streben der NATO »nach qualitativer und quantitativer Überlegenheit«, auf intensive Vorbereitungen für alle Arten von Krieg. Deshalb müsse man die militärgeografischen Gegebenheiten eines Aggressors genau kennen, um sie für Handlungen der eigenen Truppen auszunutzen. »Die Bedrohung, dass der Kalte Krieg urplötzlich in einen heißen Krieg umschlagen könnte, war allgegenwärtig«, sagt Paul Bergner, Autor mehrerer Bücher über den Kalten Krieg. Er hatte das Dokument zeitweilig zu Studienzwecken benutzt.
Jener Cold War - charakterisiert durch Churchills Wort vom Eisernen Vorhang und vom »falschen Schwein«, das man 1945 geschlachtet habe - hatte die System-Auseinandersetzung zwischen West und Ost über Jahrzehnte in die Extreme getrieben. Atomsichere Bunker zur Kriegsführung dies- und jenseits der deutsch-deutschen Grenze bis weit hinein in den europäischen Raum. Unterwelten in militärischer Mission. Psychologische Schlachten im Äther. Raketen mit atomaren Sprengköpfen. Ein NATO-Doppelbeschluss, der die andere Seite zu Abrüstungsverhandlungen aufforderte und sie zugleich scheitern ließ, bevor sie begonnen hatten. Denn britische und französische Raketen sollten außen vor bleiben. Gefühlte und tatsächliche Bedrohung. Der Westen provozierte mit Manövern bis nahe an die Trennlinie zwischen Ost und West. Hochrüstung allüberall. Man beäugte sich misstrauisch via Satellit mit extrem auflösenden Kameras und war sich dennoch keineswegs sicher, genug über die andere Seite zu wissen.


Netz von getarnten Raketenstellungen

So trug die NVA ausgangs der 70er Jahre aus vielen Quellen zusammen - darunter solchen der Geheimdienste -, was über die andere Seite zu erfahren war. Die BRD verfügte bis dahin über 153 unterirdische Führungsstellen - Bunker, resistent gegen Massenvernichtungsmittel, eingerichtet für 30 Tage und mehr. Ob NATO, Bundeswehr, Ministerien oder Staaten wie Luxemburg, Belgien oder Frankreich - wer welche unterirdischen Führungszentralen benutzen sollte, wurde genau aufgelistet. Außerdem 80 Objekte, in denen diverse Sprengköpfe für Kernwaffen gelagert wurden.
Man kannte das Netz der zu dieser Zeit 1184 getarnten Fla-Raketen-Stellungen, deren Standorte, Typen und Reichweiten. 490 militärisch nutzbare Flugplätze wurden registriert, 21 darunter mit Kernwaffenlagern ausgestattet. Elf Kartensätze machten Daten, Orte und Räume anschaulich. »Das Auskunftsdokument entspricht dem Wissensstand um 1980. Ob das später alles immer noch korrekt war, weiß man freilich nicht, aber es ist gut, dass dies nie der militärischen Realität standhalten musste«, meint Bergner.
Ganz am Rande: Auch der Westen trug damals dazu bei, dass das rote Buch überhaupt in seiner heutigen Form existiert. Denn von Moskau waren exzellente Ansprüche an die technische Qualität des Produktes gestellt worden, vornehmlich auch an Anschaulichkeit und Präzision. Dem Vernehmen nach wurde dies deshalb ein Fall für Alexander Schalck-Golodkowski, damals Müggelsee, später Tegernsee. Sein Imperium Kommerzielle Koordinierung (KoKo) im DDR-Außenhandelsministerium machte bekanntermaßen nicht nur Geschäfte mit dem Westen, sondern hatte dort auch ziemlich gute Freunde. So gelang es, für das Projekt Auskunftsbericht, damals Geheime Kommandosache, einen computergesteuerten Farbdrucker zu beschaffen, eine Neuentwicklung, die es bis dahin auf dem europäischen Markt nicht gab.
Sich ein genaues Bild von seinem potenziellen Gegenüber zu machen, war keine Erfindung des einstigen Ostens. Auch Bundeswehr und NATO mühten sich, ähnliche Daten von der anderen Seite zu bekommen. Militärspionage gehörte zum Alltag. Bekannt ist, dass allein der Bundesnachrichtendienst (BND) im Verlaufe von gut 40 Jahren an die 10 000 Kraftfahrer, Omas, Diplomaten, Handelsreisende, Lokführer, Hausfrauen und Studenten dazu verführte, sich ein Zubrot zu verdienen und bei Reisen in und durch die DDR Details über Kasernen, Garnisonen, Tanklager, Flugplätze oder Raketenstellungen zu liefern. Im Lage-Raum des NATO-Bunkers »Erwin« bei Börfink in Rheinland-Pfalz hängen noch Reste einer Karte mit ähnlichen Details aus Osteuropa.
Das Militärressort im Bundesarchiv Koblenz bestätigte gegenüber »nd«, dass der BND Aufklärung Richtung Osten betrieb. Er unterhalte auch eine eigene Kartographische Abteilung. »Dort wurden z. B. Dokumentationen über die Städte der DDR und deren Infrastruktur geführt und Übersichtskarten zu den unterschiedlichsten Themenbereichen«, heißt es. Sie hätten teilweise auch dem Militär zur Verfügung gestanden. Dass es jedoch in der Bundeswehr ein Pendant zum NVA-Auskunftsbericht gegeben haben könnte, sei wenig wahrscheinlich.


Umtriebige Spione aus dem Westen

Das liege daran, »dass die Kompetenzen der Bundeswehr in der NATO auf das Territorium der BRD beschränkt« gewesen seien. Militärgeografische Arbeiten außerhalb des NATO-Territoriums seien »fast ausschließlich von den Briten und US-Amerikanern« vorgenommen worden. Allerdings habe die Bundeswehr »zwei Atlanten der Militärischen Landeskunde sowie Handbücher für Flugzeugführer für das Gebiet der DDR und der Tschechoslowakei und Einzelkarten zu bestimmten Themen (Eisenbahnen und Straßennetz, Standorten o. ä.) herausgegeben«. Großbritannien und USA verfügten »zumindest in der DDR über offizielle Spione (Militärverbindungsmissionen MVM) und praktischerweise die Luftkorridore nach Westberlin«. Weshalb sich nicht ausschließen lasse, dass es ein vergleichbares Dokument in deren Streitkräften gegeben habe. »Ein solches Dokument dürfte sehr wahrscheinlich vernichtet worden sein und kann, wenn überhaupt, nur in den Archiven dieser beiden Staaten überlebt haben«, wird vom Bundesarchiv vermutet.
Tatsächlich waren die Offiziere der MVM und der Militärinspektionen (MI) ständig in den DDR-Bezirken, im Ostteil Berlins, überall dorthin unterwegs, wo Truppen stationiert waren, zu Verladebahnhöfen, entlang von Straßen und Schienen, zu Häfen. Mike M. aus den USA, ein ausgewiesener Kenner solcher Touren, meinte gegenüber Bergner, die ihn eigentlich »interessierenden Raketenobjekte der Sowjets lagen meist sehr tief in einem ständigen Sperrgebiet, da kamen wir nicht ran«. Es habe aber Zufallstreffer gegeben, wenn Transporte in die Randregionen solcher Sperrgebiete führten. Dass es im Raum Demen in Mecklenburg eine größere NVA-Einheit gab, sei ihm bekannt gewesen, nicht aber, dass sie über Mittelstrecken-Raketen SS 23 verfügte. M. war kein Kleiner in der US-Spionage-Diplomatie - er wurde später am Konferenztisch gesehen, an dem mit der UdSSR über Abrüstung verhandelt wurde.
Die andere Seite zu unterschätzen, erwies sich immer wieder als Gefahr für den Frieden. Francis Gary Powers jr., dessen gleichnamiger Vater bekanntlich am 1. Mai 1960 nahe Swerdlowsk bei einem Spionageflug in einer U-2 abgeschossen wurde, meinte bei einer Bunkertour mit Bergner zu dem damaligen Vorfall, sein Vater sei »nicht in erster Linie überlebendes Opfer einer sowjetischen Luftabwehrrakete, sondern Opfer der Überheblichkeit und der Unwissenheit seiner damaligen Vorgesetzten gewesen, die ihm gesagt hatten, er möge ruhig fliegen, er fliege so hoch, ›dass Dich kein Russe erreichen kann‹«. Powers jr. betrieb einst ein dem Kalten Krieg gewidmetes Museum in Virginia.
Zu den eher ungewöhnlichen Top-Secret-Dokumenten gehörten derweil jene, die allein zum Zwecke zusammengestellt wurden, sie hernach zu veröffentlichen. Solches geschah am 29. Januar 1989. »Kein Kommentar, streng geheim,« hieß es damals auf die verwunderte Nachfrage, warum ein stellvertretender ND-Chef und der für Militärpolitik zuständige Redakteur an jenem Sonntagmorgen dringend ins DDR-Verteidigungsministerium nach Strausberg gebeten wurden. Kein Redaktionsauto, hieß es, man würde abgeholt und wieder gebracht, und zwar mit einem Dienstfahrzeug des Ministeriums. So erging es auch Rundfunk- und Fernsehleuten, den Reportern der Agentur ADN.


Brisante Texte und Tabellen

In einem Stabsgebäude machte ein General auf die höchste Geheimhaltungsstufe seiner Einlassungen aufmerksam und erläuterte das Dokument mit dem sperrigen Namen »Erklärung des Komitees der Verteidigungsminister der Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages - Zum Verhältnis der zahlenmäßigen Stärke der Streitkräfte und Rüstungen der Organisation des Warschauer Vertrages und des Nordatlantischen Bündnisses in Europa und den angrenzenden Seegebieten«.
Auf der Rückfahrt schauten sich beide ND-Redakteure die brisanten Texte und Tabellen näher an, die am nächsten Tag Zeitungsseiten und Nachrichtensendungen in Ost und West füllten. Nach einer Analyse der jeweiligen Waffenpotenziale war man zu dem Schluss gekommen, dass in Europa eine »annähernde Parität« herrsche, die keiner Seite die Chance biete, sich einen entscheidenden militärischen Vorteil auszurechnen. Deshalb gelte es, derzeitige »Ungleichgewichte und Asymmetrien zu beseitigen, die gefährlichsten Arten von Angriffswaffen wesentlich zu reduzieren« und den Strukturen beider Bündnisse einen ausgeprägter Verteidigungscharakter zu verleihen, so die Erklärung. Der Warschauer Vertrag rüste daher unabhängig von Verhandlungen innerhalb von zwei Jahren 500 000 Mann und 10 000 Panzer ab. Auch die NVA trage dazu bei.
In den nachfolgenden Tagen löste der Streitkräftevergleich in Westeuropa viel Zuspruch der Friedensbewegung und heftiges Pro und Kontra in der politischen Klasse aus. Ein bis dahin höchst geheimes Dossier hatte gute Gründe für einen beidseitigen Abrüstungsprozess beschrieben und die Hoffnung genährt, Europa ein wenig sicherer zu machen…


Auch für die zehn Landesregierungen der BRD waren Führungsstellen in Bunkern vorgesehen.

Im Kriegsfall stand für jeden 33. Bürger ein Bunkerplatz bereit. Jedes Jahr sollten 75 000 Plätze hinzukommen.

Es gab 1100 gedeckte Hangars. Von den Flugplätzen war ein massierter Angriff auf das Territorium der DDR und der CSSR binnen 10 bis 30 Minuten möglich.

Die NATO-Fliegerkräfte hätten kurzfristig um das Zwei- bis Dreifache verstärkt werden können.

12 Behelfsstart-/Landebahnen waren auf Autobahnen und 600 Hubschrauberlandeplätze vornehmlich nahe militärischer Objekte angelegt.

Das Eisenbahnnetz ließ in West-Ost-Richtung etwa 500 Züge/Tag zu, was es möglich machte, innerhalb von 24 Stunden 7,5 Divisionen heranzuführen.

Als Schwachpunkte wurden westliche Eisenbahnknoten, Strecken durch Industriezentren, Brücken über Wasserhindernisse und im Süden die hohe Zahl der Tunnel genannt.

Die Durchlassfähigkeit der Straßen gestattete es, innerhalb von 24 Stunden 20 Divisionen über rund 550 Kilometer an die DDR-Staatsgrenze heranzuführen. nd" Zitatende

Sachse Offline




Beiträge: 51
Punkte: 83

11.09.2016 23:36
#14 RE: Die LSK und Able Archer 1983 Antworten

Beide Seiten nahmen sich nichts- Ist aber immer schön ablenkend mit dem Finger auf den "kriegerischen" Osten zu zeigen.

Gerald Offline




Beiträge: 47
Punkte: 67

11.09.2016 23:39
#15 RE: Die LSK und Able Archer 1983 Antworten

Trotzdem hatte die NATO alles bis auf die Spitze getrieben. Sicher Absicht. Wollten sehen wie der Russe reagiert.

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