Der waffentechnische Dienst (WTD) gehörte zum Bestand der Rückwärtigen Dienste (RD).
Aufgaben: Rechtzeitige, vollständige und ununterbrochene waffentechnische Sicherstellung der Truppen der LSK/LV NVA.. Dies umfasste alle Maßnahmen zur Ausrüstung mit Bewaffnung und Munition sowie die Gewährleistung ihrer technischen Einsatzbereitschaft. Dazu zählte auch die Sicherheit bei Lagerung und Aufbewahrung. In den Verantwortungsbereich des WTD fielen: Schützenwaffen wie Pistolen, Maschinenpistolen, Panzerbüchsen und Fla-Waffen sowie deren Munition. Im Weiteren : Handgranaten, Bordwaffenmunition der Flugzeuge und Hubschrauber, ungelenkte und gelenkte Flugzeugraketen, Bomben, Brandbehälter...etc... Dazu zählten aber auch Starthilfsraketen der Abfangjäger sowie Leucht-und Signalmunition. Auch pyrotechnische Mittel für die Rettungseinrichtungen der Flugzeuge lag in Verantwortung des WTD.
Pflichten: -die Ausrüstung der Verbände, Truppenteile, Einheiten und Einrichtungen mit Bewaffnung und Munition auf Grundlage der Stellpläne, Ausrüstungsnachweise und Verbrauchsnormen; -Gestaltung einer effektiven Lagerhaltung -Umsetzung einer sicheren Lagerung der Bewaffnung und Munition und Kontrolle im Verantwortungsbereich zur Einhaltung -Instandsetzung an Bewaffnung und Munition durchzuführen, zu organisieren und nachzuweisen -Bewaffnung und Munition kategorisieren und lückenlos nachzuweisen -Wartungs.-und techischen Zustand der Bewaffnung und Munition einschätzen und nachzuweisen -Nachweisführung und Berichterstattung tagfertig zu führen Kontrolltätigkeiten zu organisieren und im Verantwortungsbereich durchzusetzen - Werkstätten und Lager ständig einsatzbereit zu halten - Sicherheits-und Geheimhaltungsbestimmungen konsequent durchzusetzen.
Historie: Mit Bildung der Verwaltungen Luftstreitkräfte und Luftverteidigung entwickelten sich entsprechende Strukturen für die Übernahme, Einsatzbereitschaft und Lagerung von Bewaffnung und Munition. In der Verwaltung Luftverteidigung aufgebaut die Abt. Materielle Versorgung unter Major Becker. In der Verwaltung Luftstreitkräfte war die Abt. Waffen und Gerät (WuG) unter Leitung von Hptm. Stenger zuständig.. Am Anfang war es in der Regel Bewaffnung aus der WK-II wie Karabiner 98k, Pistole P-08, 37mm und 85mm Flak. Diese wurden nach und nach durch sowjetische Waffen und Munition ersetzt.
1957- Bildung des Kommando LSK/LV und mit dem Kdo die Abteilung Bewaffnung und Munition unter Leitung von Oberst Kirmes.. Ihm zur Seite standen als LUA Bewaffnung Major Lorber und LUA Munition Major Lohse. Ein großes Problem trat dann auf: Die der sowjet. Bewaffnung mitgelieferte Dokumentation war in russisch abgefasst- die für viele Angehörige nicht verständlich lesbar war.
Höhepunkte der damaligen Zeit war die waffentechnische Sicherstellung des Gefechtsschießens der Flakartillerie auf den TüP Altwarp, Zingst, Wustrow und Kühlungsborn. In den Artilleriewerkstätten der 1. Flak-Division und der Truppenteile wurden die Geschütze überprüft und für das Schießen freigegeben. Für die jeweiligen Schießen verlegten mobile Werkstätten auf die TüP und halfen dort einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
Mit Auflösung der 1. Flak-Division und Schaffung der Fla-Raketentruppen standen neue Aufgaben an. Etwa 60 x 57mm-Flak S-60, 100 x 100mm Flak KS-19, und einige hundert Tonnen Munition mussten übernommen und eingelagert werden.
1965 übernahm Major Georgi die Dienststellung des Leiter Abt. Bewaffnung und Munition. Mit der neuen Struktur ab 1972 wurde er dann Chef Waffentechnischer Dienst.. Leiter UA Bewaffnung : Oberstleutnant Schulze: ab 1976 Oberstleutnant Lauckner. Leiter UA Munition : Oberstleutnant Hennig; ab 1981 Oberstleutnant Pech; ab 1987 Oberstleutnant Ulbricht.
Georgi, zuletzt Oberst, war damit von 1965 bis 1990 Chef WTD im Kdo LSK/LV.
In der nachfolgenden Epoche stand die Sicherstellung mit Flugzeugmunition im Vordergrund. Sie erfolgte nach den Stellenplänen und Ausrüstungsnachweisen (STAN) und dem jeweiligen Jahresbefehl 88 des StM Chef LSK/LV über die " Zusammensetzung der Kampfsätze sowie die Bewaffnung und Rüstungsvarianten der Fliegerkräfte der LSK/LV " . Der Kampfsatz war eine mengenmäßige Aufteilung von Munition und/oder Granaten verschiedener Art auf ein Waffensystem.-- der als Recheneinheit bei der Berechnung und Planung des Bedarfs an Munition für Bevorratung und Verbrauch fungiert. So besteht zum Bsp. ein Kampfsatz Munition für Pistole M aus 24 Stahlkernpatronen. Dementsprechend war für jede Schützenwaffe und jedes Waffensystem die Zusammensetzung eines Kampfsatzes geregelt.
Mit der Indienststellung immer neuer Typen an Flugzeugen und Hubschraubern stiegen nicht nur Bedarf, sondern auch die Variationen der Flugzeugmunition sprunghaft an. Ein Prozess, der in den 60ger Jahren begann und sich bis 1990 fortsetzte.
Wie bereits dargestellt, war zur Gewährleistung der Einsatzbereitschaft, Vollzähligkeit und Sicherheit der Waffen und Munition eine genaue tagfertige Nachweisführung und Berichterstattung wichtig. Eine sehr aufwendige Arbeit in einer Zeit, in der noch keine Computer zur Verfügung standen.. Diese Arbeit verrichteten Gewissenhaft zivilbeschäftigte Frauen im Kdo LSK/LV. Wie Frau Draeger, Frau Linse, Frau Stephan, Frau Kendzia, Frau Tippmann, Frau Jede - um nur einige zu nennen.
Aber auch die optischen Geräte, Ersatzteile und Verbrauchsstoffe gehörten zum Arbeitsumfang des WTD. Der Bedarf von Waffen, Munition u.a. Gütern war in Fünfjahrs-und Jahresplanungen einzuplanen und bei der Verwaltung Raketentechnik und Bewaffnung des MfNV abzufordern.. Oft handelte es sich um spezielle Importplanungen aus den Herstellerländern. Zu den Planern dieser verantwortungsvollen Aufgabe zählten OSL Kasperek, oder OSL Gärtig und OSL Schubert.
Die Abt. WTD des Kdo sorgte auch für Aus-und Weiterbildung der Waffen-und Munitionsoffiziere. Durchgeführt wurden derartige Lehrgänge im ML-14 und WWL-14 sowie in der MTS Bad Düben.
Bereits in den 70ger Jahren erreichten große Bestände an Munition und Munitionsteilen das Ende ihrer Nutzungszeit.. Dem konnte mit Beantragung einer verlängerten Nutzungszeit in den Herstellerländern begegnet werden.. Die Instandsetzung von Baugruppen der Flugzeugraketen konnte neben den Herstellerländern Ungarn und Polen auch im ML-14 realisiert werden.. Ebenfalls im ML-14 erfolgte die Umrüstung von außer Dienst gestellten Flugzeugraketen zu Ausbildungsmitteln. Damit mussten die Ausbildungsmittel nicht gesondert beschafft werden.
Zur Umsetzung der Aufgaben verfügten die Luftverteidigungsdivisionen über eine entsprechende Struktur: - Im Stab der LVD eine Unterabteilung mit Leiter, einen Oberoffz. für Flugzeugraketen, einem Offz. für Instandsetzung, einem Offz. für Munition und einem Sachbearbeiter in Zivil. - Je LVD und OHS über ein WWL ( Waffen-Werkstatt und Lager) mit Leiter, einen Offz. Instandsetzung, einem Gruppenführer f. Schützenwaffen, einen Waffenschlosser (ZB), einem Gruppenführer Flakwaffen, zwei Geschützmeistern, einem Lagerarbeiter (ZB). - Je LVD und OHS ein Muni-Lager mit Leiter, einem Techniker f. Munition, vier Feuerwerkern, einem Sachbearbeiter (ZB), einem Wachzugführer.
Eine enge Zusammenarbeit zwischen WTD und Fliegeringenieurdienst (FID) war notwendig zur Koordinierung von Handlungen in den Technischen Dienstzonen (TDZ) der Flugplätze. Dies betraf die Bevorratung und den Austausch der Munition an und in den Flugzeugen in den TDZ, in den Flugzeugdeckungen und an den Manöverflugplätzen (Feldflugplätze). Denn der WTD hatte die ständige Bereitstellung von Munition und Bewaffnung unter allen Bedingungen zu gewährleisten bzw. auch nach gegnerischem Schlag diese Ausstattung wieder herzustellen.
Im Rahmen der Struktur des WTD im Rückwärtigen Dienst des Kommando LSK/LV nahm der WTD auch an RD-Übungen sowie KSÜ, MOB - und Spezialtaktischen Übungen teil. Der WTD war Teil der Rückwärtigen Führungsstelle des Kdo LSK/LV in Ranzig/Beeskow. In der RFS: Bunker 1 für Chef WTD-- Rufnummer 301. Bunker 4 für Gruppe WTD-- Rufnummer 401.
Besonders ab Ende der 70ger Jahre entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit dem Munitionstechnischen Dienst der 16. Luftarmee in Wünsdorf.
Dem WTD des Kdo LSK/LV unterstanden : - Munitionslager 14 ( ML-14) Schneeberg /Beeskow - Waffenwerkstatt und Lager-14 ( WWL-14) Bautzen.
Am 02.10.1990 mit Auflösung der NVA endete auch das Bestehen des WTD des Kdo LSK/LV NVA. Ab dem 03.10.1990 gingen Teile des Bereiches RD befristet in den Bereich A4 des Kdo LSK/LV Vorbereitungsstab 5. Luftwaffendivision über. Ab diesem Zeitpunkt galt die große Aufgabe: Die in die Bundeswehr überführten Bestände an Waffen und Munition zu katalogisieren und über weitere Bundeswehreinrichtungen der weiteren Verwertung oder der Vernichtung zuzuführen.
Per 31.12.1990 hörten bisherige zeitweise Strukturen des Kdo LSK/LV in der Luftwaffe auf zu bestehen. Damit endet dann auch die Historie des Waffentechnischen Dienstes der LSK/LV.