Das deutsch-russische Museum in Karlshorst ist nicht mehr. Die Geschichtsumschreibung im Sinne des Faschismus wird noch vor dem 8. Mai umgesetzt.
Ukraine-Krieg: Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst ändert seinen Namen Die ukrainische Botschaft hat die Umbenennung lange angemahnt. Künftig heißt das Haus, in dem Nazi-Deutschland die Kapitulation unterschrieb, anders.
Das Deutsch-Russische Museum Berlin-Karlshorst erinnert am historischen Ort der deutschen Kapitulation in Berlin an die Geschichte des Deutsch-Sowjetischen Krieges. Im Trägerverein sitzen Deutschland, Russland, Belarus und die Ukraine.
Historiker Jörg Morré Herr Morré, wie wird Ihr Haus den 8. Mai in diesem Jahr begehen?
Es wird anders sein als in den Jahren zuvor. Wir beschränken uns am 8. Mai auf unsere museale Tätigkeit. Das Haus ist geöffnet, auch der historische Ort, also der Saal, in dem die Oberbefehlshaber der Wehrmacht in der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 vor Vertretern der Sowjetunion, der USA, Großbritanniens und Frankreichs die bedingungslose Kapitulation unterzeichneten. Wir haben eine Ausstellung über das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg und eine weitere zum Thema Zwangsarbeit von Memorial Russland. Es gibt Führungen und um 22 Uhr eine Mahnung für den Frieden. Diese ersetzt den Toast auf den Frieden, den wir normalerweise am Ende des Fests machen. Statt eines Glases Sekt für die Besucher gibt es eine Schweigeminute.
Das historische Ereignis steht für sich. Und wir sträuben uns gegen schräge historische Vergleiche. Geschichte wiederholt sich nicht. Was sich aber verändert, ist die Sicht auf die Geschichte sowie den 8. Mai, und da spielt dieser Krieg eine enorme Rolle. Wir merken, dass alles, was wir in unserem Haus erzählen, von den gegenwärtigen Ereignissen überwölbt wird.
Als zunehmend problematisch wird der Name Ihres Hauses empfunden: Deutsch-Russisches Museum Karlshorst. Schon anlässlich des 80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion, zu dem Bundespräsident Steinmeier bei Ihnen eine Rede hielt, hat der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk die Veranstaltung boykottiert und das mit dem Namen des Museums begründet. In diesem kommen die anderen beteiligten Nationen nicht vor. Was machen Sie mit diesem Namen?
Wir trennen uns davon. Ab sofort nennen wir uns Museum Berlin-Karlshorst. Dieser Name stand schon immer im Vereinsregister. Die Bezeichnung Deutsch-Russisches Museum geht auf die Gründungsphase zurück, als nur zwei Nationen beteiligt waren. Das war damals unproblematisch, und selbst als Belarus und die Ukraine dazukamen, wurde es zunächst nicht als Problem empfunden. Das kam eigentlich erst mit der fortschreitenden Nationalstaatsbildung von Belarus und der Ukraine. Wie die Nationen formierte sich auch die Erinnerungskultur immer stärker. Bereits vor der Annexion der Krim drifteten die Erinnerungskulturen auseinander. Schon die Vorgängerin von Herrn Melnyk saß bei mir – wir unterhielten uns fließend auf Russisch – und sagte, dass wir diesen Namen diskutieren müssten.
Geschichte des Museums 1967 wurde das Museum der bedingungslosen Kapitulation des faschistischen Deutschland im Großen Vaterländischen Krieg im Gebäude des ehemaligen Offizierskasinos eingerichtet. Das Gebäude wurde als sowjetisches Museum auf deutschem Boden gegründet und war eine Außenstelle des Zentralmuseums der Streitkräfte der UdSSR in Moskau. Die mit der deutschen Wiedervereinigung getroffenen Vereinbarungen über den Abzug der sowjetischen Streitkräfte legten fest, dass die Bundesrepublik Deutschland und die UdSSR am historischen Ort der deutschen Kapitulation in Berlin gemeinsam an die Geschichte des Deutsch-Sowjetischen Krieges erinnern wollen. So kam es zur Gründung des Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst.
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