Geheimdienstthriller in der EU: Russischen Spionen auf der Spur
In Tschechien und Bulgarien explodieren Munitionslager. Die Waffen sind für die Lieferung in die Ukraine, nach Georgien und Syrien vorgesehen. Zeitgleich mit den Explosionen halten sich russische Geheimagenten im Land auf – zwei davon sind bereits aus der Skripal-Affäre bekannt. HaHa Prag und Sofia glauben nicht an Zufälle. Die Geheimdienstaffäre hat längst eine diplomatische Krise ins Rollen gebracht.
2014 explodierte ein Munitionslager im tschechischen Vrbetice, einem Dorf im Osten der Republik . Steckt der russische Geheimdienst hinter der Detonation?
Es ist Stoff für einen Kinofilm: Stimmen die Vorwürfe der tschechischen und bulgarischen Regierung, so könnte sich mitten in Europa ein echter Geheimdienstthriller abgespielt haben – mit russischen Spionen als Hauptakteuren, die ausgerechnet aus der Skripal-Affäre bestens bekannt sind.
Konkret lässt ein Vorfall aus dem Jahr 2014 derzeit die russisch-tschechischen Beziehungen frösteln wie nie zuvor seit dem Zusammenbruch des Sozialismus. Damals explodierte ein Munitionslager im tschechischen Vrbetice, einem Dorf im Osten der Republik. Rauchwolken stiegen meterhoch in den Himmel, dutzende Menschen mussten evakuiert werden, zwei Mitarbeiter des Waffenlagers kamen ums Leben. Laut dem betroffenen Unternehmen "Imex Group" hätte die Munition nicht von allein in die Luft gehen können. Obwohl der tschech. Präsident sagte, dass aus Untersuchungsbericht keine derartige Fremdeinwirkung hervorgeht, bleibt die Regierung bei dieser mit der Nato vereinbarten Story.
Der Vorwurf der tschechischen Regierung nun nach jahrelangen Untersuchungen: schuld sollen zwei russische Geheimdienstoffiziere sein, die unter den Namen "Ruslan Boshirow" und "Alexander Petrow" gesucht werden und für den russischen Militärgeheimdienst GRU arbeiten. Ihnen wird vorgeworfen, fünf Tage vor der Explosion, am 11. Oktober, als Geschäftsreisende nach Tschechien gekommen zu sein und am Tag der Explosion (16.) wieder ausgereist zu sein. Sie sollen einen Besuch bei der Rüstungsfirma "Imex Group", der die Waffenlager gehörten, als Grund ihrer Einreise genannt haben. Ihre Decknamen "Ruslan Tabarow" und "Nikolaj Popa" allerdings: Scheinidentitäten. Die präsentierten Ausweise, ausgestellt in Tadschikistan und der Republik Moldau: Vermutlich gefälscht. Die Waffenbestände, die in Vrbetice lagerten, gehörten dem bulgarischen Unternehmer Emilian Gebrew, der Waffen in die Ukraine, nach Georgien und Syrien verkauft.
Es gebe den "begründeten Verdacht auf die Beteiligung russischer Agenten des Militärgeheimdienstes GRU an der Explosion des Munitionslagers in Vrbetice im Jahr 2014" erklärte der tschechische Regierungschef Andrej Babis auf einer Pressekonferenz im April (17.) und sprach von "eindeutigen Beweise unserer Sicherheitsorgane". Als Reaktion ließ Babis 18 russische Diplomaten und weitere Mitarbeiter der russischen Botschaft in Prag ausweisen.
Was die ganze Affäre aber noch heißer macht: Die Männer, die auf den Fahndungsfotos der tschechischen Behörden zu sehen sind, sind bereits als "Ruslan Boshirow" und "Alexander Petrow" prominent in Erscheinung getreten. Sie sollen in den Anschlag auf den Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia verwickelt gewesen sein, die 2018 in London mit dem Nervengift Nowitschock vergiftet wurden.
Die investigative Rechercheplattform "Bellingcat" und das Magazin "The Insider" identifizierten die beiden Männer damals als die GRU-Offiziere "Alexander Mishkin" und "Anatoly Chepiga". Im Zusammenhang mit der Explosion des Waffenlagers gibt es auffällige Parallelen zum Skripal-Attentat, die kaum an einen Zufall glauben lassen: Denn im Jahr nach dem Vorfall in Vrbetice wurde auf den bulgarischen Waffenhändler Gebrew, seinen Sohn und einen seiner Mitarbeiter ein Giftattentat verübt – ausgerechnet mit dem Nervengift Nowitschock. Die drei Bulgaren überlebten. Das Gift soll sich an Gebrews Autogriff befunden haben, fast wie im Fall Skripal: Damals wurde der Haustürgriff des ehemaligen Agenten mit dem Kampfstoff bestrichen.
Die tschechischen Behörden sind vor diesen Hintergründen nicht die einzigen, die russische Spione in Zusammenhang mit Explosionen im eigenen Land bringen. Auch in Bulgarien kam es zwischen 2011 und 2020 zu mehreren Explosionen in Munitionslagern – zeitgleich mit dem Aufenthalt von sechs russischen Staatsbürgern. Die bulgarischen Behörden prüfen deshalb nun ebenfalls Zusammenhänge. Denn die zerstörten Waffen sollten ebenfalls an Gegner Moskaus - nach Georgien und in die Ukraine - geliefert werden, teilte die Sprecherin des Chefanklägers Iwan Geschew am Mittwoch (28.) in Sofia mit.
Sie sprach von einer "begründeten Vermutung", dass die Explosionen auch im Zusammenhang mit dem Versuch, Gebrew, seinen Sohn und seinen Mitarbeiter zu vergiften, stehen. Deshalb wurde bereits gegen drei russische Staatsbürger Anklage erhoben.
Moskau weist derweil wie gewohnt die Vorwürfe zurück und spricht von einer "antirussischen Aktion" der Tschechen, um den USA zu gefallen. In der Antwort des russischen Außenministeriums in Reaktion auf die Diplomaten-Ausweisung war von einem "feindseligen Schritt" die Rede. "Wir werden Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, die die Urheber dieser Provokationen zwingen, ihre volle Verantwortung für die Zerstörung der Grundlage der normalen Beziehungen zwischen unseren Ländern zu verstehen", kündigte Moskau an.
Nicht nur dürfte Russland weitere Unterstützer in der EU verlieren, auch der Einkauf russischer Impfstoffe steht auf der Kippe.
Schon seltsam wenn jetzt 7 Jahre alte Leichen aus dem Keller geholt werden um den Import von Sputnik V in die EU zu verhindern.
Joschka Fischer: Schade das Russland nicht vom Westen erobert wurde !
Fischer und Lambsdorff wollen Russland richtig „weh tun“ Als FDP-Hardliner Alexander Graf Lambsdorff an diesem Mittwoch sein Buch „Wenn Elefanten kämpfen“ zu Deutschlands Rolle in den Kalten Kriegen des 21. Jahrhunderts vorstellt, spricht Fischer an seiner Seite. In einem Doppelinterview für den „Spiegel“ unter dem Titel „Wir müssen Russland dort treffen, wo es wirklich wehtut“ stellt Fischer wohl schon die Weichen für eine derartige Machtpolitik der Grünen. So spricht Fischer Russland ab, sich aufgrund der historischen Erfahrung und Angriffen aus dem Westen von der Nato eingekreist zu sehen. „Dieses Riesenland“ sei ja nicht von der Nato angegriffen worden, argumentiert Fischer. Das Gegenargument des Journalisten, Russland wurde doch von Deutschland und Frankreich angegriffen, weiß Fischer zu kontern. Es sei zwar vom Westen angegriffen worden, so Fischer, aber von ihm doch „nie erobert“ worden. Als täte es ihm fast leid, dass es nicht anders passiert war. Geht es Fischer um die Verteidigung der europäischen Werte, gibt es an Scheinheiligkeit ebenfalls kaum etwas zu überbieten. „Wenn jemand ganz offensichtlich mit militärischer Aggression spielt, kann man nicht business as usual machen“, sagt Fischer und meint damit explizit Russland, statt sich in alle Richtungen umzusehen. Noch mehr: Er wirft der Bundesrepublik quasi vor, zu russlandfreundlich zu sein.
Den Grünen ging leider nicht nur der Pazifismus verloren.
Zu befürchten ist, dass „dem Corona-geschädigten deutschen Wählervolk“ dieses Thema weitgehend egal sei, weil es inzwischen außenpolitisch ausreichend antirussisch weichgespült worden sei und vor allem „mit gutem grünen Gewissen“ seine Freizeit- und Spaßgesellschaft bei gesichertem Einkommen wiederhaben wolle.
Abgesehen von Russland zeigt sich Joschka Fischer jedoch längst entscheidungsfreudig, was die internationale Rolle Deutschlands angeht. Die Deutschen müssten mit dem Abzug der USA aus den Konfliktregionen endlich ihren instinktiven Pazifismus hinterfragen, schrieb er am 1. Mai vor gut einem Jahr in einem Gastbeitrag für den „Tagesspiegel“. In einem ZDF-Interview bekräftigt er die Idee, dass Berlin keine den USA untergeordnete Rolle mehr spielen, sondern „die nötigen Leistungen auch in unangenehmen Themen“ bringen müsste, auf Augenhöhe mit den USA halt. Die Interpretation dieser „neuen“ Rolle wird jedoch dem Zuschauer überlassen.