Die Russen war noch nie fein mit der Umwelt und riesigen Umweltschäden zeigte die Zeit der UdSSR und in der Zeit des Zusammenbruchs. Nun das hier: Der Chemiebetrieb „Ussoljechimprom“ in der sibirischen Region Irkutsk benötigt eine „Rekultivierung“, sonst kann es zu einer globalen Umweltkatastrophe kommen, die mit der Havarie in Tschernobyl vergleichbar sein kann. Dies sagte die Chefin der russischen Umweltbehörde Rosprirodnadsor, Swetlana Radionwa, gegenüber der Zeitung „Iswestija“.
Der Betrieb produziert Chlor und andere Chemiestoffe. Laut Radionowa haben die Besitzer alles aus diesem Betrieb „gepumpt“ und ihn dann in Stich gelassen. Das mit Quecksilber stark verschmutze Werk benötige dringend eine Reinigung des gefährlichen Elements.
In Gebäuden von „Ussoljechimprom“ werden Behälter mit chemisch gefährlichen Stoffen gelagert, viele von ihnen stehen ihr zufolge unter Druck und „Was darin ist, weiß niemand.“ Sie betonte dabei, dass sich in den Bohrlöchern Ölabfälle befänden, die den nahen Fluss Angara verschmutzen würden, sollte es Durchbrüche geben.
„Faktisch ist es das ganze Gebiet schon eine Umweltkatastrophe. Man muss jetzt agieren, sonst bekommen wir eine ,Umwelt-Tschernobylʻ“, sagte sie.
Radionowa teilte mit, dass ihre Behörde bereits die russische Regierung informiert und gebeten hat, das Programm zur Rekultivierung von Territorien dieses Betriebs durchzuführen.
Geheimniskrämerei am Weißen Meer Explosion auf Testgelände
Die Behörden haben die Bevölkerung nur stückchenweise informiert, viele Angaben waren schwammig, einige wurden wieder zurückgenommen. Das Verteidigungsministerium hatte anfangs geleugnet, dass Radioaktivität freigesetzt worden war. Gleichzeitig kursierten im Internet früh beispielsweise Fotos von Krankenwagen in Moskau, wohin die Opfer der Explosion gebracht worden waren. Die hinteren Türen waren mit Plastik verklebt.
Inzwischen haben sich Ärzte aus dem Regionalkrankenhaus Archangelsk anonym in mehreren russischen Medien geäußert. Dort waren drei der Verletzten behandelt worden, bevor sie nach Moskau geflogen wurden. In der Moscow Times beschreiben Krankenhausmitarbeiter, wie die Schwerverletzten am Nachmittag nach der Explosion vollständig entkleidet und in Plastikfolie gewickelt eingeliefert wurden. Niemand habe die Mitarbeiter davor gewarnt, dass die Männer radioaktiv verstrahlt wurden und damit auch andere Patienten in Gefahr bringen könnten. Das Gesundheitsministerium hat den Krankenhausmitarbeitern später angeboten, sich in einer speziellen Klinik in Moskau untersuchen zu lassen. Im Gewebe eines der Ärzte, der stundenlang einen der verstrahlten Patienten behandelte, wurde das radioaktive Isotop Caesium 137 gefunden. Die Nachrichtenseite Meduza schreibt, die Mitarbeiter der Moskauer Spezialklinik hätten das auf einen Urlaub des Arztes in Thailand geschoben. Er hätte dort wohl Krabben gegessen, die durch die Atomkatastrophe von Fukushima verstrahlt waren. Die Klinikmitarbeiter in Archangelsk wurden zur Verschwiegenheit verpflichtet.
Dazu passt, dass ausgerechnet in den Tagen nach der Explosion mehrere russische Messstationen ausgefallen sind. Ihre Aufgabe ist die Kontrolle eines internationalen Vertrags, der Kernwaffentests verbieten soll, aber bisher nicht in Kraft getreten ist, weil unter anderem die USA ihn nicht ratifiziert haben. Die beiden russischen Stationen, die Njonoksa am nächsten liegen, wurden zwei Tage nach der Explosion abgeschaltet, berichtete das Wall Street Journal. Also etwa zu jenem Zeitpunkt, zu dem die radioaktive Verschmutzung in der Atmosphäre sie erreicht hätte. Fünf Tage später fielen zwei weitere Stationen aus. Eine Vermutung ist, dass niemand durch die Messdaten herausfinden sollte, was genau am Weißen Meer explodiert ist. Denn dass die radioaktive Strahlung dort für kurze Zeit um das 16-fache gestiegen ist, hat der russische Wetterdienst längst bestätigt.
Geheimniskrämerei und Unwahrheiten wie in besten Sowjetzeiten.