Die massiven Umwälzungen im politischen und gesellschaftlichen System der DDR, die mit dem Mauerfall im November 1989 ins Rollen kamen, betrafen auch die NVA. Der langjährige SED-treue Minister für Nationale Verteidigung Heinz Keßler trat noch im November 1989 von seinem Amt zurück. Admiral Theodor Hoffmann wurde vom 18. November 1989 bis zum 23. April 1990 sein Nachfolger. Er ergriff die Initiative für eine rasche Trennung von parteipolitischer und militärischer Führung und berief die Kommission „Militärreform der DDR“ ein, die mit Beschluss vom 21. Dezember 1989 durch den Ministerrat den Status einer Regierungskommission bekam. Diese Kommission beschäftigte sich zum einen mit allgemeinen Themen wie Abrüstung, Bündniszugehörigkeit, der Zukunft Deutschlands und der künftigen Rolle der NVA in der neuen internationalen politischen Situation. Zum anderen mussten die konkreten Forderungen der NVA-Soldaten zur Verbesserung ihrer Dienstbedingungen berücksichtigt werden, wie z.B. eine Verkürzung des Grundwehrdienstes, die Möglichkeit, Zivildienst zu leisten u.a. Mit dem neuen Minister und der Militärreform stand eine Veränderung der militärpolitischen Leitsätze, der Wehrgesetze und der Organisationsstruktur des Verteidigungsministeriums nach demokratischen Maßstäben in Aussicht. Zum 1. Januar 1990 wurden leitende Funktionen im Verteidigungsministerium neu besetzt. Bis zum 15. Februar waren alle Politorgane in der NVA aufgelöst. Unter der Regierung Modrow konnten bis zu den Volkskammerwahlen 1990 weitere wichtige Reformen umgesetzt werden: Die NVA wurde der parlamentarischen Kontrolle der Volkskammer der DDR unterstellt, die Militärgerichtsbarkeit wurde abgeschafft und der Verwaltungsbereich des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), der für die Überwachung der NVA und der Grenztruppen zuständig war ( Verwaltung 2000), wurde aufgelöst. In die Diskussionen um die Militärreform wurde ab Frühjahr 1990 auch der seit dem 15. Januar 1990 an den Regierungsgeschäften beteiligte Runde Tisch mit einbezogen. Am 6. Februar trafen sich Vertreter der Regierungskommission „Militärreform der DDR“ mit Vertretern des Runden Tisches zur Beratung. Am 26. Februar stellte Minister Theodor Hoffmann sein Reformprogramm und die neu ausgearbeiteten militärpolitischen Leitsätze dem Runden Tisch vor. Die neue Militärpolitik der DDR sollte Abrüstung und Friedenssicherung als oberste Ziele verfolgen.
Ein Oberst Rossow spielte dabei unrühmliche Rollen. Mannschaftsdienstgrade und höhere Dienstgrade die ihre Ideen zur Militärreform an den Minister schickten, wurden vom Rossow bei ihren Kommandeuren angeschwärzt und die Schreiben kamen dem Minister oder dem Gremium Militärreform nie zu Gesicht. Auch ich durfte bei meinem Kommandeur antreten und das Donnerwetter in Empfang nehmen. Was mir wohl einfällt meine Gedanken dazu so zu offenbaren. Dafür Ideen zu finden waren doch ganz andere Dienstgrade zuständig. Schon daran sehen wir, dass der Wille auf eine wirkliche Militärreform nicht ausgeprägt war. Vielmehr sollten die Personen, die uns in die Scheiße geritten haben, mit dem Mäntelchen einer Militärreform beruhigen um ihre Macht weiter zu genießen.
Oberst Kurt Rossow . Im Buch "Die Generale und Admirale der NVA" ist er auch so enthalten (1972 bis 1981 Ltr. Sekretariat des Min.fNV) und dann wohl in der Rechtsabteilung eingesetzt.
Ich kann mich noch genau an diesen Punkt der Militärreform erinnern:
Zitat von abel im Beitrag #1Diese Kommission beschäftigte sich zum einen mit allgemeinen Themen wie Abrüstung, Bündniszugehörigkeit, der Zukunft Deutschlands und der künftigen Rolle der NVA in der neuen internationalen politischen Situation. Zum anderen mussten die konkreten Forderungen der NVA-Soldaten zur Verbesserung ihrer Dienstbedingungen berücksichtigt werden, wie z.B. eine Verkürzung des Grundwehrdienstes, die Möglichkeit, Zivildienst zu leisten u.a.
Um es genau zu sagen, diese im Januar 1990 auch realiserten Veränderung betrafen nicht nur die Herabsetzung der Dauer des Grundwehrdienstes auf 12 Monate sondern auch die der Unteroffiziere von 36 auf 24 Monate.
Und praktisch sah es dann so aus, dass z.B. in unserem Truppenteil rund ein Drittel der Soldaten und der Unteroffiziere vorzeitig nach Hause gehen durften. Was für diese Soldaten und Unteroffiziere sicher sehr angenehm war, stellte sich andererseits für uns als fast unlösbares Problem dar: Es fehlten mit einem Schlag so viele speziell Ausgebildete (mit entsprechenden Berechtigungen), dass manche Aufgaben auch beim besten Willen nicht mehr lösbar waren.
Ich erinnere mich in diesem ZUsammenhang auch daran, dass wir im April 1990 einige Offiziere als gewöhnliche Militärkraftfahrer einsetzen mussten, um eine befohlene Aufgabe erfüllen zu können.
Stimmt. Personalprobleme wohin man auch hörte. Im Nachrichtenbereich waren dann SAS-Trupp bei Sonderaufgabe auf einmal nur noch mit Fähnrichdienstgraden besetzt. Denn es war kein anderes Personal mehr vorhanden. Vom Nachrichtenbetriebsamt war zu hören, dass der Dienst sicher gestellt werden konnte. Aber auf Basis des eigentlich für Beeskow im Alarmfall vorgehaltenen Personals. Wäre in der Zeit Beeskow zu besetzen gewesen... NR-14 konnte nur noch 40% Sicherstellung leisten.
Ob sich die Offiziere bei der Kommission Militärreform ( bzw. diejeniegen die den Befehls dazu erließen) auch über die Folgen im klaren waren ? Oder war es wichtiger erst einmal Dampf aus dem Kessel zu lassen ?
02.05.1990: Auf der Kommandeurstagung der NVA in Strausberg (TAZ) vertrat der MfAV Reiner Eppelmann ein zwei Armeen-Modell, demnach für eine Übergangszeit die NVA weiter existieren sollte. Dieses Modell spiegelte sich in der am 15.6.1990 durch den MfAV gebilligten Konzeption zur Streitkräfteentwicklung auf dem Gebiet der DDR wieder. Dabei waren unter anderem 10 (später 6) mechanisierte Brigaden für ein "Territorialheer Ost" und 3 Fla-Raketenbrigaden bei einer "Luftverteidigung-Ost" vorgesehen. Jede Brigade sollte ein Fliegerabwehrbattaillon TLA erhalten. Die Umsetzung des Konzepts hätte eine Aufspaltung der Kräfte und Mittel der TLA bedeutet, da die FRK 2K11 und 2K12 in die Luftverteidigungsberigaden integriert werden sollten.
Damit sollten 41.FRBr und 43.FRBr und 51.FRBr weiter bestehen und die FRR-13, FRR-23 und FRR-31 aufgelöst werden. Wobei dann als (Fein) Anflugrichtung nicht West-Ost sondern Ost-West wäre. Von FuTT wären nur 40% verblieben.