Im Zuge einer Bundeswehr-Übung werden von Montag an rund 1200 Militärfahrzeuge in mehreren Bundesländern auch auf öffentlichen Straßen unterwegs sein. Die Militärverbände bewegen sich von Kasernen in Niedersachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt zu Übungsplätzen in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen, wie das Logistikkommando der Bundeswehr am Mittwoch in Erfurt mitteilte. Los geht es am 13. November, Rückfahrten sind für den 21. bis 29. November geplant. An der Logistikübung mit dem Namen «Blue Lightning» sollen rund 2800 Soldatinnen und Soldaten teilnehmen. Dabei sollen «logistische Verfahren im unerschlossenen Gelände» geübt werden.
Den Angaben nach sind die Militärfahrzeuge auch im öffentlichen Raum unterwegs - vor allem auf Bundesstraßen und Autobahnen. «Im gesamten Übungszeitraum kann es immer wieder zu kurzzeitigen Verkehrsbehinderungen kommen», hieß es in einer Mitteilung der Bundeswehr. Die Logistiktruppen sollen unter anderem Versorgungsbasen für Material, Kraftstoff und Munition errichten. Abfahrtsorte sind die Bundeswehrkasernen in Burg in Sachsen-Anhalt, im niedersächsischen Delmenhorst und im brandenburgischen Beelitz. Zielorte sind zunächst der Truppenübungsplatz im thüringischen Ohrdruf, die Stadt Wolmirstedt sowie die Gemeinde Angern in Sachsen-Anhalt und die Stadt Hagenow in Mecklenburg-Vorpommern. Später sollen die Militärfahrzeuge weiter nach Trollenhagen sowie zum Truppenübungsplatz Jägerbrück in Mecklenburg-Vorpommern fahren.
Angesichts der bisher größten Heeresübung seit Ende des Kalten Krieges wachsen die Sorgen, dass Deutschland logistisch nicht gut gerüstet ist für schnelle Truppenverlegungen.
Von Februar an werden Zehntausende Soldaten und viele Panzer im Rahmen der Übung „Quadriga“ durch Deutschland Richtung Nato-Ostflanke verlegt, um die Verteidigungsfähigkeit gegen einen möglichen Angriff Russlands zu trainieren. Allein aus den USA werden 20.000 bis 30.000 Soldaten erwartet.
Ein bisher bis Ende des Jahres laufender Vertrag zwischen Bundeswehr und der DB Cargo sieht vor, dass unter anderem 343 Flachwagen für den Panzer- und Containertransport bereitgehalten werden. Zudem sind täglich zwei Zeiträume auf bestimmten Streckenabschnitten für Militärtransporte geblockt, falls eine Panzerbrigade im Rahmen der schnellen Nato-Eingreiftruppe kurzfristig nach Osten verlegt werden müsste. Dafür werden in diesem Jahr insgesamt 68,7 Millionen Euro gezahlt.
Der SPD-Haushaltspolitiker Andreas Schwarz sagte der Süddeutschen Zeitung, für nächstes Jahr seien bisher jedoch trotz der „Quadriga“-Übung erst 50 Millionen Euro für solche Logistik-Zwecke vorgesehen. „Es ist aber wichtig, dass die Bundeswehr auch im Bereich der Bahntransporte und Transportkapazitäten dauerhaft gestärkt wird, um für den Fall der Fälle gerüstet und reaktionsfähig zu sein“, betonte Schwarz. In der Bundeswehr wurde zudem die Sorge geäußert, dass es heute auch an Reservisten mangele, die zum Beispiel als Lkw-Fahrer für solche Militärtransporte eingesetzt werden können.
Es ist das größte Nato-Manöver seit Jahrzehnten: Steadfast Defender, der Standhafte Verteidiger, soll im Februar die Verteidigungsbereitschaft der Bündnispartner an der Ostflanke demonstrieren. 90.000 Soldatinnen und Soldaten wird die Nato dazu mobilisieren, die von Norwegen bis Rumänien üben werden, wie im Ernstfall Streitkräfte möglichst schnell nach Osten verlegt werden können – ausdrücklich, um einem Angriff Putins zu begegnen.
Schwerpunkt des Manövers: Deutschland, Polen und das Baltikum, potenzielle Schlachtfelder eines russischen Krieges gegen Europa. Die Bundeswehr beteiligt sich mit rund 12.000 Armeeangehörenden an Steadfast Defender. Darunter: die 10. Panzerdivision.
In einem vierstufigen Großmanöver namens Quadriga 24 wird die Division aus dem bayerischen Veitshöchheim von Mitte Mai an auf verschiedenen Wegen Soldaten mit Gefechtsfahrzeugen nach Litauen verlegen und dort in einem Gefecht ihre Fähigkeit zum Kampf zeigen. Die Bundeswehr will außerdem „den Einsatz und die Führung von Truppen über einen längeren Zeitraum“ üben, heißt es von der Truppe.
Die 10. Panzerdivision gehört, mit der 1. Panzerdivision, zu den beiden mechanisierten Großverbänden des Heeres. Ihre Einheiten sind im Süden Deutschlands stationiert, der Stab sitzt in der Balthasar-Neumann-Kaserne, nahe Würzburg.
Ihr Motto: „Zuverlässig – schnell – beweglich“, das Verbandsabzeichen: der staufische Löwe, mit roten Krallen auf gelbem Grund. Es steht für Kraft, Ausdauer und Heimatverbundenheit.
Rund 18.000 Männer und Frauen gehören der Division an. Die verfügt über die gängigen Waffensysteme des Heers: Leopard 2, Schützenpanzer Marder und Puma, Raketenwerfer und die Panzerhaubitze 2000.
Markenzeichen der Division sei „das Gefecht der verbundenen Waffen mit gepanzerten Kräften sowie Operationen in schwierigem Gelände“, schreibt die Bundeswehr auf ihrer Website. Dazu zählten der Einsatz im Gebirge, in sehr kalten oder sehr heißen Regionen.
Zu ihren Divisionstruppen zählen außerdem die Deutsch-Französische Brigade und eine Brigade der niederländischen Landstreitkräfte: „Multinationalität ist an der Tagesordnung“.
Die 10. Panzerdivision ist erfahren im Auslandseinsatz, insbesondere in Litauen. Zwischen 2017 und 2021 waren rund 7000 Soldatinnen und Soldaten der Zehnten Teil der Enhanced Forward Presence Battlegroup, einem Nato-Verband, der in Litauen als „Stolperdraht“ gegen Putins Einmarsch dient.
Seit 2021 stellt die Division die Kräfte für die Schnelle Eingreiftruppe der Nato, ein schnell verlegbarer Verband, mit dem das Bündnis auf „sicherheitspolitische Entwicklungen“ reagieren kann.
Tatsächlich testet und entwickelt Deutschland mit Quadriga, das bereits seit 2021 geplant wird, seine Fähigkeit, in Europa einen Krieg gegen Russland zu führen. Als Teil des Großmanövers vollzieht die Bundeswehr die „erste bundesweite Heimatschutzübung“ der im Zuge der Vorbereitungen auf einen Krieg mit Russland aufgestellten Heimatschutzkräfte. Neben dem Betrieb der logistischen „Drehscheibe“ im Hintergrund trainiert die Bundeswehr – von leichten über mittlere bis zu schweren Kräften – alle Dimensionen eines großangelegten Landkriegs in Europa. Dabei macht sich die Truppe nicht nur mit den Marschrouten Richtung Russland vertraut, sondern übt auch die Kriegsführung auf dem Schlachtfeld Osteuropa.